Volksmusik aus
Korea: Lieder und Sinawi
Photosammlung vom Konzert am 17.9.09 in Mailand,
Quelle: MiTo
Settembre Musica
A. Lieder
verschiedener Provinzen:
a. Seodo-Volkslied (nördlich und nordwestlich von Seoul, Hwanghae- und Pyeongan-Provinzen im heutigen Nordkorea), mit Kim Kwangsuk
- Susimga
b. Gyeonggi-Volkslied (Umgebung von Seoul (Gyeonggido) und Changcheongdo): Arirang-Medley, mit Lee Geum-mi
- Gu-Arirang
- Arirang
- Gangwondo-Arirang (aus der Gangwon-Provinz)
c. Seodo-Volkslieder, mit Kim Kwangsuk
- Gin-Ari
- Jajin-Ari
- Yeonpyeongdo-Nanbongga („Der Niedergang der Insel Yeonpyeong“)
d. Gyeonggi-Volkslied, mit Lee Geum-mi
- Hoesimgok
e. Namdo-Volkslieder, (südliche Provinzen Koreas) mit Kim Bokrae, You Mili und Lee Joo-eun
- Yukjabaegi
- Jajinyukjabaegi
- Samsanbanrak
- Gaegori-Taryeong
B. Sinawi aus Yeonju – schamanistische Improvisationsmusik
Die Volksmusikgruppe
des National Centers for Korean Traditional Performing Arts, Seoul
Lee Geum-mi, Kim Kwangsuk, Kim Bokrae, You Mili und Lee Joo-eun - Gesang
Park Junho – Gayageum (bundlose 12-saitige Wölbbrettzither)
Hwang Gwangyoeb – Piri (Bambusoboe)
Han Mintaig – Geomun’go (bündige 6-saitige Wölbbrettzither)
Kim Chungwhan – Daegeum (Große Bambusquerflöte)
Yun Seokyung –Ajaeng (gestrichene Wölbbrettzither)
Cho Yongbok – Janggu (Sanduhrtrommel)
Kim Sunkoo – Haegeum (zweisaitige Spießgeige)
You Mili – Jing (Gong)
General-Direktor: KIM Chulho
Geschäftsführender Direktor: YOON Sukjo
Wie Tag und Nacht stehen sich die beiden Hauptgattungen der traditionellen Musik Koreas gegenüber: Die Jeong-ak – etwa „regelgerechte Musik“ - , unter der man die Hofmusik und die Kunstmusik der gehobenen Schichten zusammenfaßt, ist gelassen, emotional zurückhaltend, langsam, in sich ruhend und verkörpert die geistige Haltung und die Ideale des Konfuzianismus. Die Minseok-ak, die Volksmusik, ist dagegen extrem emotional und voller direktem Ausdruck und eher schnell, obwohl es auch hier langsame Tempi gibt.
Manche typische Eigenschaften der koreanischen Musik lassen sich hier viel besser beobachten, zum Beispiel das Nonghyeon, was übersetzt etwa „Herumspielen mit der Saite“ bedeutet. Manche Koreanischen Musiker sagen, es sei das charakteristischste Element der koreanischen Musik überhaupt und unterscheide sie von allen anderen nationalen Stilen. Ein Ton wird in der koreanischen Musik nie einfach klingen gelassen, sondern er wird in Bewegung versetzt. Die Bauweise fast aller Instrumente unterstützt das. Bei der Wölbbrettzither Gayageum z.B., die äußerlich der japanischen Koto ähnelt, wird der Ton rechts vom hohen Steg gezupft, aber links vom Steg drückt die linke Hand die Saite stark nieder, sodaß der Ton bis zu vier Stufen höher wird. Diese schwingende Tonbewegung hat mit dem westlichen Vibrato nichts gemeinsam. Dasselbe gilt für die Bambusoboe Piri mit ihrem breiten Doppelblatt, die heisere Bambusquerflöte Daegeum mit ihrem durch die Lippe halbbedeckten Blasloch, die griffbrettlose Spießgeige Haegeum, bei der der Ton freischwebend abgegriffen wird – und die sechsaitige Wölbbrettzither Geomun’go, die tiefgestimmt ist und einen besonders dumpfen Ton hat, wird die Saite noch auf dem Bund hin- und hergeschoben, wenn ihr Ton längst verklungen ist.
Volkslieder besitzen in der koreanischen Musik eine besondere Bedeutung, besonders wegen der starken regionalen Unterschiede. Man unterscheidet hier vor allem zwischen den nördlichen Stilen (Seodo), den mittleren (Gyeonggido) und den heißblütigen südlichen Stilen (Namdo). Besondere eigenartige Stile findet man auf Jindo und der südlichen Hochzeitsinsel Jeju, die beide eine starke schamanistische Tradition haben.
Im Gegensatz zur Jeong-ak wurde in der Volksmusik keine Notation benutzt, die Texte und Melodien wurden ausschließlich mündlich überliefert. Die instrumentalen Begleiter umspielen mit improvisatorischem Gefühl die Gesangslinie, wobei sich bei langen Tönen reizvolle Reibungen und Schwebungen zwischen fast gleichen Tönen ergeben. Die Zwischenspiele variieren die Gesangsmelodie und das Grundgefühl des jeweiligen Liedes. Eine gewisse Komplexität ergibt sich durch die Heterophonie der eigenständigen Stimmen.
Die Lieder dieses Konzerts stellen die drei Hauptstile des koreanischen Volksliedes vor. Die Gesänge aus dem Norden (Seodo-Stil) sind bekannt für ihren klagenden Ton „wie eine Melodie, die der Wind herbeiweht, aber deren Ursprung man nicht kennt“. Die Lieder des Gyeonggi-Stils aus der Mitte Koreas sind eher heiter und voll fließender Lyrik. Sie stehen oft im pyeongjo-Modus, der an die Dur-Tonarten westlicher Musik erinnert. Der Namdo-Gesangsstil des südlichen Koreas dagegen ist der einflußreichste Stil. Sein rauher Ton, das ausgreifende Vibrato und die Vielzahl musikalischer Ausdrucksarten repräsentieren das Typische der koreanischen Volksmusik.
„Sushimga – Lied der Trauer“ (Seodo-Stil) beschreibt das verlassene Lebensgefühl der Menschen in der Pyeongan-Provinz, die von den hohen Ämtern ausgeschlossen sind.
„Arirang-Medley“ (Gyeonggi-Stil) stellt drei Versionen des berühmtesten aller koreanischen Volkslieder vor, das es in zahllosen Varianten in allen Landesteilen gibt. Es beschreibt die tiefen Gefühle zum Geliebten oder die Liebe zum Heimatland.
„Gin-Ari/Jajin Ari“(Seodo-Stil) Zwei etwas mißgelaunte Arbeitslieder, das erste langsam mit freiem Rhythmus, sehr schwierig und mit virtuoser Stimmtechnik, gesungen beim Unkrautjäten oder Krebse-Schälen, das zweite schnell, gesungen bei der Feldarbeit.
„Yeonpyeongdo Nanboga – Lied vom Niedergang der Insel Yeonpyeong“ (Seodo-Stil) handelt vom Alltagsglück und-Kummer.
„Hoesimgok“ (Gyeonggi-Stil) ein Lied, das die buddhistische Tugend der Elternliebe preist.
„Yukjabaegi/Jajinyukjabaegi/Samsanbanrak – Sechs-Silben-Lied/Schnelles Sechs-Silben-Lied/Die Drei Berge über den Wolken“(Namdo-Stil) Ursprünglich ein Arbeitslied, hat Yukjabaegi sich zu einem hochkünstlerischen Prunkstück der Volksmusik entwickelt. „Drei Berge“ wird stets im Anschluß daran gespielt und erzählt die Geschichte des Wei-Reiches im 3.Jhdt. n. Chr.
Gaegori-Taryeong „Froschlied“ (Namdo-Stil) stammt aus einer Liebesszene im Pansori „Chunhyangga“, wo die beiden Liebenden einander abwechselnd auf dem Rücken tragen.
Sinawi ist eine der bedeutendsten und aufregendsten Musikformen der koreanischen Tradition. Ursprünglich wurde es von den Begleitmusikern der Sitkimkuts, der schamanistischen Totenzeremonien gespielt. Es ist eine Improvisation, die mitunter eine ganze Nacht lang dauern kann. Typisch für viele traditionelle Musikformen ist der langsame Beginn und das sich hier bis zur Raserei steigernde Tempo. Wie im frühen amerikanischen Free-Jazz, und mit der gleichen berstenden Intensität, wechseln sich Solisten und das Kollektiv ab. Sind beim Volkslied formal noch Grenzen des Ausdrucks gesetzt, ist hier das Ziel, sich als Musiker in Rage, in Trance zu spielen, und an die Grenzen der instrumentalen, körperlichen und mentalen Fähigkeiten zu gehen. Die rhythmischen Muster stützen die Entwicklung der „chaotischen Ordnung“ und der „harmonischen Kakophonie“ bis zur Ekstase des Selbstvergessens.
Matthias R. Entreß
Die Volksmusikgruppe des National Centers for Korean
Traditional Performing Arts
Schon bald nach ihren Anfängen (1979) wurde die Volksmusikgruppe mit der Einrichtung der „Gruppe zur Aufführung Unberührbarer Kulturschätze“ zur festen Institution. Schon 1981 hatte die Volksmusikgruppe ihr Repertoire auf die instrumentale Musik, die Volkslieder der südlichen, westlichen und der Gyeonggi-Provinzen, ebenso wie auf Gayageum-Byeongchang, Pansori, Samulnori, Sinawi, Sanjo und anderen ausgebreitet. In Zukunft wird sich die Gruppe bemühen, jedes dieser Genres noch umfassender darzustellen, um die Gesamtheit der koreanischen Volkskultur zu erfassen.
(Text: NCKTPA)
Le foto dell'edizione 2007 di
Milano presenti sul sito sono realizzate da Michele Cazzani, Gabriele Croppi,
Andrea Mariniello
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