Orchestrale Musik des Koreanischen Königshofes

 

(Photosammlung s. u. – Quelle: MiTo Settembre Musica)      


 

Chwita – Königliche Prozessionsmusik

 

Seoilhwajigok (Haryeong) -  Königliche Bankettmusik

 

Pause

 

Jongmyojeryeak – Die Königliche Ahnenschrein-Zeremoniemusik

für zwei Orchester, Sänger und Tänzer

(Heon’ga – Orchester im Palasthof

Deungga – Orchester auf der Terrasse)

 

1. Yeongsin: Huimun (Heon’ga)

2. Jeonpye: Huimun (Deungga)

3. Jincheon: Punganjiak (Heon’ga)

4. Choheon: Botaepyeong (Deungga) (Erste Darreichung des Weines)

Huimun

Gi’myeong

Gui-in

Hyeongga

Jib-nyeong

Yunghwa

Hyeonmi

Yonggwan – Jeongmyeong

Junggwang

Daeyoo

Yeogseong

5. Aheon – Jungheon:  Jeongdaeop (Heon’ga) (Zweite Darreichung des Weines)

Somu

Dokgyeong

Takjeong

Seonui

Sinjeong

Bun-ung

Sun-eung

Chongsu

Jeongse

Hyeokjeong

Hyeonggwan

6. Songsin: Heunganjiak (Deungga und Heon’ga)

 

Das Hofmusikorchester und Tänzer des Centers for Korean Traditional Performing Arts Seoul

Dirigent: Kim Hanseung    2.Dirigent: Kim Kwanhee


In der koreanischen Hofmusik spiegelt sich eine jahrhundetelange Geschichte der diplomatischen Beziehungen zu China. Nicht nur gelten die wichtigsten Instrumente wie die Wölbbrettzithern Kayageum und Geomun’go, und die Oboe Piri als Importe aus China bzw. Nachbildungen chinesischer Instrumente, sondern auch höfische Musikformen (mitsamt großzügigen Schenkungen mehrerer hundert Musikinstrumente)  kamen in den vier Jahrhunderten vor Beginn der Joseon-Dynastie (1392-1910) nach Korea, darunter auch im Jahre 1116 die Konfuzianische Schreinmusik „Munmyojeryeak“. Diese bestand aus zwei Orchestern, Heon’ga, das im Garten des Palast-Innenhofes spielte und Deungga, das auf der Terrasse aufgestellt war, dazu wurden rituelle Tänze mumu und munmu, militärischer und ziviler Tanz, unter dem Oberbegriff Ilmu,  aufgeführt. Diese auch A-ak genannte Musik galt als elegant und künstlerisch verfeinert. Im ersten Jahrhundert der streng konfuzianisch ausgerichteten Joseon-Ära, auch Yi-Dynastie genannt, wurden die bereits alten Quellen neu erforscht und rekonstruiert. Besonders der als Reformer bekannte König Sejong (1397-1450, reg. seit 1418) bewirkte eine starke Koreanisierung der Kultur: Er entwarf die Buchstabenschrift Hangeul und auch eine neue musikalische Notation. Nach dem Besuch einer Ahnen-Zeremonie, die vornehmlich aus Dangak (chinesische Musik der Tang-Zeit) bestand, bemerkte er, daß die Seelen der verstorbenen Könige, die der koreanischen Nation so überaus nützlich gewesen waren, besser von rein koreanischer Musik geehrt und unterhalten werden müßten. Sejongs Sohn Sejo (reg. 1455 bis 1468) setzte aus Tanz-Suiten, die sein Vater komponiert hatte nach dem chinesischen Formschema die genuin koreanische „Jongmyojerye“ zusammen, die Königliche Ahnenschreinzeremonie und ihre Musik „Jongmyojerye-ak“, die seit 2001 von der UNESCO als „Unberührbares Kulturgut der Menschheit“ anerkannt ist.

   Eine Konzert-Aufführung der „Jongmyojerye-ak“ verzichtet auf die Darstellung der zahlreichen Opferhandlungen, aber nicht völlig auf die Beteiligung der rituellen Ilmu-Tänzer, denn der Begriff der Musik, „Ak“, bedeutet im Zusammenhang mit den Ritualen die Einheit von instrumentaler Musik, Gesang und Tanz, die so auch als ungetrennte Einheit wahrzunehmen ist. Beim zivilen Tanz munmu, der stets zusammen mit dem Terrassenorchester Deungga zu sehen ist, hält der Tänzer eine Flöte und einen Drachenkopf in der Hand,  beim militärischen Tanz mumu, mit dem Gartenorchester Heon’ga, ein hölzernes Schwert bzw. einen Speer.

Das Jongmyojeryeak besteht, neben einigen Einzelsätzen, zur Hauptsache aus den beiden großen Tanz-Suiten Botaepyeong („Bewahrung des Friedens“, Deungga-Orchester, ziviler Tanz) und Jeongdaeop („Gründung der Dynastie“, Heon’ga-Orchester, militärischer Tanz). Es sind dies die Erste und die Zweite Darreichung des Weines. Entsprechend werden in den Hymnen des Botaepyeong die zivilen Errungenschaften und Großtaten der ersten Könige der Joseon-Dynastie beschrieben, im Jeongdaeop der schmähliche Untergang des Koryo-Reiches und die glorreiche Errichtung des Joseon-Reiches.

Die instrumentale Besetzung des Werks läßt zwar den chinesischen Einfluß noch deutlich erkennen – solche archaischen Instrumente wie Eo (Tiger mit gezacktem Rücken) oder der Holzkasten Chuk wirken neben den „modernen“ koreanischen Instrumenten wie die Wölbbrettzithern Geomungo und Gayageum, Spießgeige Haegeum, oder Querflöte Daegeum exotisch – ist aber das erste und prominenteste Beispiel für die Fähigkeit der koreanischen Musikkultur, andere Kulturen zu assimilieren und sich anzuverwandeln.

Wie beinahe alle koreanische Hofmusik ist „Jongmyojeryeak“ äußerst langsam – nicht der Herzschlag, wie in der Volksmusik, sondern das Atmen bestimmt den Rhythmus. Dies macht sie auf überraschende Weise verwandt mit den fast gleichzeitig entstandenen Renaissance-Messen Josquins oder Ockeghems – und mit mancher zeitgenössischen westlichen Musik von Morton Feldman oder Giacinto Scelsi.

Auch in dem kurzen Orchesterwerk Chwita, mit dem als königliche Begrüßungsmusik das Konzert beginnt, liegen Militärisches und Friedliches dicht beieinander. Ihre freundliche, fast walzerhafte Melodie stammt von der Daechwita ab, einer militärischen Prozessionsmusik, deren martialische Klangerscheinung keinerlei äußere Ähnlichkeit mit der Chwita aufweist. Während die Daechwita mit ihren plärrenden Schalmeien, eintönigen Fanfaren, Muschelhörnern und scheppernden Becken die siegreichen Truppen begrüßte, bzw. den koreanischen Kulturdelegationen in Japan voranschritt, ist die Chwita eine Musik, die den König bei offiziellen Auftritten im Palast begleitete.

Ähnliche Funktionen als Bankett oder Prozessionsmusik – am Hofe des Kronprinzen - wird auch dem 16-sätzigen Orchesterstück Seoilhwajigok, auch als Haeryeong bekannt, zugeschrieben. Die Sätze folgen ohne Unterbrechung aufeinander. Seoilhwajigok ist eine Variation des Hauptteils von Yeomillak, ein sehr langes Orchesterwerk, das 1443 zur Feier der Fertigstellung der neuen koreanischen Buchstabenschrift Hangeul verfaßt wurde. Der alternative Titel „Haeryeong“ bedeutet „Auflösen und Spielen“, nimmt also auf das Variationenprinzip Bezug. Die Abwesenheit der Zithern Geomungo und Gayageum könnte als Hinweis auf eine ursprünglich chinesische Herkunft mißverstanden werden – aber diese Instrumente fehlen, weil sie beim Gehen nicht gespielt werden können. Es ist also rein koreanische Hofmusik. Die Piri-Sektion spielt die Hauptrolle, wird jedoch von den anderen Instrumenten wiederholt, womit man die Spieldauer dem Anlaß entsprechend regulieren kann. Die Wirkung dieser Musik übertrifft jede Beschreibung. Sie wirkt wie eine einzige, langgestreckte Melodie, die nur von den mächtigen Schwelltönen der großen Streichzither Ajaeng und und den Trommel- und Glockenschlägen begleitet wird. Seoilhwajigok heißt auf deutsch: „Musik, die unsere Zeit glücklich macht“.

Matthias R. Entreß


Das Hofmusikorchester des Centers for Korean Traditional Performing Arts Seoul

Die Geschichte der Hofmusikensembles ist von Beginn an mit dem National Center for Korean Traditional Performing Arts (NCKTPA) verbunden und bewahrt die Geschichte, die Aufführung und Weitergabe der königlichen Hofmusik und anderer koreanischer klassischer Musikformen an neue Generationen im Sinne der alten fernöstlichen Musiktraditionen.

Jongmyojeryeak (die Königliche Ahnenschrein-Zeremonie-Musik) ist 2001 von der UNESCO zum als Meisterwerk mündlicher Überlieferung in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden, Munmyojeryeak (Konfuzianische Schrein-Musik) und ähnliche Ahnenschreinmusik-Aufführungen stehen in Korea in ähnlichem Rang. Nach eingehender Erforschung historischer Aufzeichnungen hat das Hofmusikorchester Aufführungen von königlicher Hofmusik rekonstruiert und nimmt an einer Vielzahl öffentlicher Aufführungen teil und entwickelt dabei auf der Grundlage der königlichen Hofkultur der Joseon-Ära neue Theaterformen.

In Zukunft, solange die Bewahrung und Überlieferung königlicher Hofmusiktraditionen der Hofmusikabteilung des NCKTPA anvertraut sind, wird sie das lebende Erbe Koreas mit Ensembles in die Welt tragen und die glanzvolle Musikkultur der Vorfahren der heutigen Koreaner fortführen.

(Text: NCKTPA)

 

General-Direktor: KIM Chulho

Geschäftsführender Direktor: YOON Sukjo

Dirigent: Kim Hanseung, 2.Dirigent: Kim Kwanhee

Bambusoboe Piri: (Deungga-Orchester) – Shon Bumjoo, Lee Gunhoy, Na Youngsun ,Ko Woosuk

(Heon’ga-Orchester) Yang Myungsuck, Lee Young, Kim Sungjin,

Hong Hyunwoo, Kim Sungjoon

Querflöte Daegeum: (Deungga) Chai Jobyoung , No Buyeong ,

Kim Jeongseung, Park Jangwonh

 (Heon’ga) – Lee Sangwon , No Boongrae , Kim Sangjun

Spießgeige Haegeum: (Deungga) - Kim Junam , You Eunjeong , Chun Eunhye

(Heon’ga) - Yang Kyungsook , Hwang Aeja , Kong Kyoungjin ,

Kim Yongseon

Streichzither Ajaeng : Kim Changgon

Glockenspiel Pyeonjeong: Kim Keedong 

Steinspiel Pyeongyeong : Cho Inhwan

Gong Jing : Lee Sehwan

Eisenplattenspiel Banghyang: Chae Eunsun (Deungga), Yoon Sunghye (Heon’ga)

Sänger: Lee Jungkyu , Kim Byoungoh

Sanduhrtrommel Janggu : Park Geohyun

Hwi (unbekannt): Kang Hyojin

Große Faßtrommel Jeolgo (Jingo): Moon Eungkwan

Holztrog (oder einfacher Holzkasten) Chuk: Kim Yoonhee     Holztiger Eo: Yoo Younsuk  (Deungga) , Lee Myoungha (Heon’ga)

Tänzer: Choi Byeongjae, Kim Taehoon, Park Seongho, Ahn Duckki (Nur bei Jongmyojeryeak)

Nur bei “Chuyta”:

Wölbbrettzither Geomungo: Lee Sehwan , Cho Inhwan , Chaeeun Sun , Yoon Sunghye

Wölbbrettzither Gayageum: Yoo Younsuk , Kim Yoonhee , Kang Hyojin , Lee Myoungha

Kleine Querflöte Sogeum: Moon Eungkwan

 

Photosammlung: Hofmusikkonzert am 18.9.07 in Mailand (Quelle: MiTo Settembre Musica)

 

Aufs Bild klicken, um die Photos sich größer anzeigen zu lassen:

 

Milano
Teatro Dal Verme
Teatro dal Verme - Prima dello spettacolo di Musica e danza dalla Corea

Milano
Teatro Dal Verme
Aspettando il concerto

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Teatro Dal Verme
Prima dell'ingresso in scena

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Teatro Dal Verme
Musica e danza dalla Corea al Teatro dal Verme

Milano
Teatro Dal Verme
Orchestra di corte e elementi della Compagnia di danza del National Center for Korean Traditional Performing Arts

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Teatro Dal Verme
Musica dalla Corea

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Teatro Dal Verme
Un momento dello spettacolo

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Teatro Dal Verme
Un artista si prepara all'ingresso in scena

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Teatro Dal Verme
Un momento dello spettacolo

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Teatro Dal Verme
Musica e danza dalla Corea

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Teatro Dal Verme
Un momento dello spettacolo

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Teatro Dal Verme
Lo spettacolo di Musica e danza dalla Corea al Teatro Dal Verme


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