Mittwoch, 5. November, 20 Uhr

Im Gartensaal des Karlsruher Schlosses 

민속악 Minsog-ak

Trommelschlag des Herzens, Aufruhr der Seele

Die Kunstmusik koreanischer Volkstraditionen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Yoo Hong - Foto: privat

 

Matthias R. Entreß, Konzept und Moderation
Yoo Hong, Bambusquerflöte Daegeum, Sanduhrtrommel Janggu
Seong Yu-jin, Wölbbrettzither Gayageum
Ahn Yi-ho, Gesang
Choi So-ri,  Sanduhrtrommel Janggu, Faßtrommel Buk

 

Diese Veranstaltung wäre nicht möglich ohne die Unterstützung folgender Institutionen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Yoo Hong, Daegeum - Foto: privat

 

 

Sung Yu Jin, Gayageum - Foto: privat

 

Choi Sori, Janggu und Buk - Foto: privat

 

   

Ahn Yi-ho, Gesang - Foto: privat

 

 

 

 


Ausführliche Information

 

Programmfolge

 

1. Teil

 

Gayageum-Sanjo nach CHOI Ok-Sam – Suite für Gayageum und Janggu,

Die Sanjo-Version von CHOI Ok-Sam (1905-56) ist für seine kraftvolle Melodiestruktur bekannt. Das Stück stellt die ganze Vielfalt der charakteristischen Techniken des Sanjo-Gayageums heraus, wie die beständige Verschiebung des Haupttons.

Die Folge der Jangdans (Rhythmusmuster) in diesem Sanjo lautet: Jinyangjo (sehr langsam) – Jungmori (quasi Andante) - Jungjungmori (quasi Allegretto) – Neujeun („langsam“) - Jajinmori (Allegro) - Jajinmori (dto.) – Huimori (presto). Dauer: ca. 30 Minuten

 

 

Pansori – epischer Gesang. Ausschnitt aus „Jeokbyeokga – Das Lied vom Roten Felsen“ für Gesang und Faßtrommel

Dieser Ausschnitt ist einer der Höhepunkte von „Jeokbyeokga“. Er schildert die Seeschlacht am Roten Felsen auf dem Jangtse-Fluß zwischen den bis dahin siegreichen Truppen des Feldherrn und kaiserlichen Kanzlers Cao Cao aus dem Norden Chinas und denen der südlichen Feldherren Liu Bei und Sun Quan. Der siegverwöhnte Cao Cao, auch zahlenmäßig weit überlegen, unterschätzt die strategische Intelligenz seiner Gegner, die sich den für die Jahreszeit ungewöhnlichen Südwestwind zunutze machen und die Flotte Cao Caos mit nur wenigen unbemannten Schiffen komplett in Brand setzen. Dauer: ca. 20 Minuten

 

- PAUSE -

 

Daegeum-Sanjo nach SEO Yong-seok– Suite für Daegeum und Janggu

Meister SEO Yong Seoks (1940-2013) Daegeum-Sanjo ist von äußerster Dramatik und gilt als  eines der repräsentativsten Sanjos für die Bambusquerflöte Daegeum. Es beinhaltet die Jangdans Jinyang (langsam), Jungmori (Andante), Jungjungmori (Allegretto) and Jajinmori (Allegro). Dauer: ca. 45 Minuten. 

 

Sinawi

Kollektivimprovisation aller vier Musiker

YOO Hong – Daegeum / SUNG You Jin – Gayageum / AHN Yi-ho – Gesang / CHOI Sori - Perkussion

 

 

 

Musiker

YOO Hong – Daegeum (Große Bambusquerflöte)

studierte die koreanische Bambusflöte Daegeum in den Bereichen Hofmusik, Sanjo, Sinawi und Volksmusik an der Seoul National University.
Seine Konzerttätigkeit beinhaltet sowohl traditionelle Musik als auch neue. Konzertreisen als Mitglied des Ensembles Jeong Ga Ak Hoe führten ihn unter anderem nach Kopenhagen, Helsinki, Tallin und Berlin, wo er auch als Solist beim Korea-Festival 2004 auftrat. Er gewann mehrere Auszeichungen wie den Spezialpreis des Dong-A-Concours oder den 1. Preis des Jeonju-Festivals.

 

SUNG You Jin – Gayageum (12-saitige Wölbbrettzither)

spielt das Gayageum seit dem 12. Lebensjahr, absolvierte als Jahrgangsbeste die Korean National University of the Arts und war Mitglied in mehreren Traditionelle-Musik-Ensembles wie Jeong Ga Ak Hoe. Seit 2010 arbeitet sie solistisch und leitet eigene Projekte in Korea, daneben ist sie Mitglied des AsianArt Ensembles Berlin. Sie setzt sich für die authentische Rekonstruktion von Werken der traditionellen Musik ebenso ein wie für zeitgenössische Kompositionen.

 

AHN Yi-ho - Gesang

singt seit früher Jugend Pansori. Neben der Pflege des traditionellen Erbes engagiert er sich für die Integration der Pansori-Kunst in neue, teils avantgardistische Zusammenhänge, zum Beispiel als Mitglied der Eun-Me Ahn-Company. In Deutschland ist er bereits mehrfach bei Veranstaltungen des Korean Music Projects aufgetreten.

 

CHOI Sori – Janggu, Buk (Sanduhr- und Faßtrommel)

spielt seit dem 6. Lebensjahr koreanische Perkussionsinstrumente, hat mehrere Preise, u.a. im Fach Pansori-Begleitung gewonnen. Noch während ihres Studiums an der National University in Seoul gab sie Workshops, u.a. am IRCAM, bei den Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt, um das Interesse westlicher Komponisten an ihren Instrumenten zu wecken.

 

 

 

 

 

Musik im Alten Korea

Die traditionelle Musik Koreas ist grob geteilt in die aristokratische und die Volksmusik, wobei diese beiden Hauptkategorien sich wiederum in mehrere Bereiche aufgliedern. Die Jeong-ak, die regelgerechte Musik der Aristokratie, beinhaltet höfische Rituale ebenso wie private Musik gelehrter Kreise. Die Minsog-ak umfaßt die Tanzmusik der Bauern und Arbeitslieder ebenso wie professionell dargebotene Lieder, die epischen Gesänge Pansori oder Instrumentalmusik in schamanistischer Tradition.

Zwischen der Aristokratie der Joseon-Ära (1392-1897) und dem Volk herrschten eine streng hierarchische Ordnung und tiefes gegenseitiges Mißtrauen, was sich erst gegen Ende der Joseon-Ära änderte. Das Kaiserreich Groß-Korea wurde 1897 ausgerufen, und 1910 begann die leidvolle Zeit der erst 1945 beendeten japanischen Annektion.

Unser Konzert nun präsentiert Musik, wie sie vermutlich um 1900 praktiziert wurde und wo auch Volkstraditionen im Zuge ihrer Urbanisierung eine hohe künstlerische Verfeinerung erfahren hatten. In dieser Zeit der innen- und außenpolitischen Instabilität endete die Joseon-Ära, das Kaiserreich Groß-Korea wurde 1897 ausgerufen, und 1910 begann die leidvolle Zeit der erst 1945 beendeten japanischen Annektion.

In der koreanischen Kunstmusik der Volkstraditionen gab es im Gegensatz zur Hofmusik keine großen Orchester, von der schamanistischen Improvisationsmusik Sinawi, die allerdings auch erst im 20. Jhdt bis zu einer Stärke von 8 Musikern wuchs, und instrumentalbegleiteten Gesängen abgesehen, handelte es sich um Solo-Musik mit Trommelbegleitung.

 

Sanjos – Zerstreute Melodien / Die Solosuiten mit Trommelbegleitung

Sanjo, die instrumentale Suite für ein Melodie-Instrument und Trommel, nimmt in der koreanischen Musik dieselbe herausragende Stellung ein wie die Sonate in der europäischen, die Raga-Musik im Dhrupad-Stil in der indischen Musik – mit der Sanjo die gemächliche Steigerung des Tempos gemein hat – oder das Taqsim in der arabischen Musik – alles Blüten der Kammermusik in ihrer jeweiligen Kultur. Sanjo ist die streng reglementierte Aufarbeitung von Stilmitteln der koreanischen Tradition, genauer, der Tradition der Musik außerhalb der Mauern der Aristokratie, und besonders der schamanistischen Tradition.

Der Schamanismus war die urtümliche nationale Religion Koreas, deren Rituale dem Leben der Menschen am nächsten kamen und die in ihrer Sprache sprach und sang. Die Melodien des Volkes, Arbeitslieder wie Liebeslieder, wiesen viele Eigenschaften der schamanistischen Gesänge auf, insbesondere die unmittelbar berührende, heftige Ausdrucksgestaltung, die sich in der Behandlung der Musikinstrumente spiegelt.Der Schamanismus war die urtümliche nationale Religion Koreas, deren Rituale dem Leben der Menschen am nächsten kamen und die in ihrer Sprache sprach und sang. Die Melodien des Volkes, Arbeitslieder wie Liebeslieder, wiesen viele Eigenschaften der schamanistischen Gesänge auf, insbesondere die unmittelbar berührende, heftige Ausdrucksgestaltung, die sich in der Behandlung der Musikinstrumente spiegelt.

Das Sanjo soll Ende des 19. Jhdts von einem Gayageum-Meister namens Kim Chang-jo (1865–1920) erfunden worden sein, ursprünglich als eine Folge von Improvisationen über Volksmelodien. Ob es vorher bereits die reguläre Besetzung Gayageum (bzw. ein anderes Melodie-Instrument) mit Sanduhrtrommel gegeben hat, ist unklar. Konstituierend für die Form eines Sanjos ist die Folge der Rhythmusmuster Jangdan, die stets langsam beginnt – oft mit einem sehr langen Teil über dem langsamen Jinyang-Rhythmus, und sich dann mit von Abschnitt zu Abschnitt unterschiedlich komplizierten Mustern im Tempo steigert.

Wie bei vielen Formen der koreanischen Musik zeigte sich auch hier die Tendenz zur Vervollkommnung und Kanonisierung. Kim Chang-jo soll zum Ende seines Lebens seine er-improvisierten Sanjos seinen Schülern beigebracht haben, die diese dann unverändert gespielt haben. Andere Meister machten es ebenso, auch auf anderen Instrumenten, und bildeten „Schulen“.

Die Tradition der Sanjo-Improvisation, die es noch bis in die 1960er-Jahre gegeben hat, wird heute nicht mehr gepflegt. Auf die Frage, warum dies so sei, antwortete mir einmal eine Gayageum-Spielerin sinngemäß: „Warum sollen wir uns mit einem schlechten improvisierten Sanjo blamieren, wo es doch meisterhafte gibt, die wir auswendig können?“ Das kann man als Bescheidenheit und Tendenz zur Entindividualisierung und Objektivierung der Kunst verstehen, es ignoriert aber den besonderen Reiz, den eine Improvisation auf die Hörer ausübt.

Sanjo heißt auf deutsch etwa „Zerstreute Melodien“. Damit ist aber gar kein ungeregeltes Durcheinander, ein Mangel an Konzentration gemeint, sondern eher die Analyse des melodischen Materials, das innerhalb eines Abschnitts auf alle Aspekte hin bis zu seiner Erschöpfung abgeklopft wird. Wäre der Spieler ein Improvisator, könnte man sagen, er versenke sich in das melodische Material, so nun aber muß es heißen: Die Musik versenkt sich in sich selbst. Das ist im Kern vergleichbar mit den schönsten Sonatensätzen Beethovens. Hier werden künstlerische Wagnisse eingegangen, Gefährdungen gestaltet und verborgene Schätze gehoben. Diese bestehen nicht nur aus interessanten Varianten der Melodien – Melodien übrigens, die weitaus rezitativischer und narrativer sind als die unserer klassischen, eher gesanglichen Melodik – sondern auch aus der Gestaltung von Dauern, der Gestaltung des klingenden Tons mithilfe eines Akzentuierens durch das periodische Niederdrücken der Saite der Wölbbrettzithern jenseits des Stegs oder durch schwankenden Anblas- und Lippendruck bei Blasinstrumenten. Durch das neung, wie diese Tongestaltung auf koreanisch heißt, wird jedem Ton seine eigene Geschichte mitgegeben, eine Art Verkomplizierung. Und wieder erinnert es an die kunstvollen Ausarbeitungen eines Ragas in der nordindischen Musik, bei denen die Veränderung der Tonhöhe des klingenden Tons nicht als Verzierung, sondern als Melodie angesehen wird.

 

 

Pansori – Gesungener Roman

Das Pansori, die musikalisch-narrative Vortragskunst Koreas – sagen wir besser: Gesungene Romane – steht seit 2003 als Meisterwerk mündlicher Überlieferung in der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO. In seiner langen Entwicklung, die wahrscheinlich als Marktplatz-Attraktion im 10. Jhdt begann, hat es sich bei Bewahrung seiner äußerst ökonomischen Besetzung mit einem Sänger und einem Trommelbegleiter eine inhaltliche Komplexität und Erlebnistiefe kultiviert, die es zu einer Gattung von Weltgeltung – hätte machen können, wenn es nicht so untrennbar mit dem Dialekt und vor allem dem Temperament und der Emotionalität der Menschen der südlichen Provinzen Koreas verbunden wäre. Erst 1753 wurde Pansori in Schriften beschrieben (dort bereits als vollausgebildete Kunstform), und Schriften stammten von Gelehrten, Mitgliedern der Oberschicht, die vordem auf die als hemmungslos angesehenen Hervorbringungen des Volkes mit tiefer Verachtung herabblickten. Diese wandelte sich in Staunen und in das Begehren, diese Kunst zu vereinnahmen. So verließ Pansori den „offenen Platz“ (=Pan; „sori“ heißt Gesang; seltsamerweise wurde erst in den 1940er Jahren dem vormals unbestimmt „chang“ (ebenfalls Gesang) genannten Epengesang der heutige Name zugeteilt) und wurde in die Häuser der Aristokraten eingeladen. Gegen gutes Geld, aber auch mit der Auflage, chinesische Schriftlyrik in die Gesänge einzufügen – und es so dem Volke abspenstig zu machen.

Das Repertoire war schon vorher begrenzt. Man spricht von 12 Werken, von denen die zotigsten aber an Bedeutung verloren, sodaß es sich nicht mehr lohnte, sie in mehrjährigem Training vom Meister zu erlernen. Sechs gingen vollständig verloren, von einem ist zwar der Text überliefert, aber nicht der Gesang. Heute gibt es noch fünf Stücke, die in ihrer klar unterscheidbaren Gestalt wie Prototypen verschiedener Genres wirken: Chunhyangga (Lied vom Mädchen Chunhyang), ein kritische Sozialdrama über Gattentreue; Simcheongga (Lied vom Mädchen SIM Cheong), ein rührendes Märchen über Elterntreue; Sugungga (Lied vom Unterwasserpalast), eine groteske Tierfabel über Königstreue; Heungboga (Lied von Heungbo), eine moralische Parabel über Bruderzwist und –Liebe) und schließlich Jeokbyeokga (Lied vom Roten Felsen), ein historisches Schlachtengemälde. So unterschiedlich der Inhalt ist, alle Werke sind auf äußerste Unterhaltsamkeit, Abwechslungsreichtum und Effekt hin gearbeitet, wohl von Beginn an der Nachfrage und dem Geschmack des Publikums folgend. Über die Darbietung in der alten Zeit streiten die Gelehrten: Sollten die Koreaner jemals soviel Zeit gehabt haben, bis zu fünf Stunden einer kompletten Aufführung zu lauschen? Aber wie sonst hätten dramaturgisch sinnvolle, charaktervolle Werke entstehen können?

Im Pansori wechseln sich Erzählpassagen und Gesänge ab. Die Ansprache ans Publikum ist immer direkt und kraftvoll. Der Sänger stellt nicht die Personen der Handlung dar, sondern ihre Affekte, er inszeniert sich als virtuoser Erzähler. Der Trommler agiert als erster Zuhörer und treibt den Sänger mit kurzen Rufen an; in den Gesängen kontrolliert er den jeweiligen Rhythmus. Musikalisch steht Pansori tief in der Tradition des Schamanismus, und in den Anfängen sollen die Sänger die Ehemänner von Schamaninnen gewesen sein; Pansori ist der ältere vokale Bruder des instrumentalen Sanjos.

 

 

Gu-eum-Sinawi – Harmonisches Chaos / Improvisationsmusik

Sinawi ist die Improvisationsmusik schamanistischer Tradition. Im Ssitgim Gut, der Totenzeremonie, wie in anderen Guts auch, werden die Verrichtungen, Gesänge und Tänze der Schamanin durch freies Kadenzieren begleitet. Diese Spielweise wurde aber auch zur musikalischen Unterhaltung und zur Begleitung von Liedern verwandt – es ist die Basis der Minsogak. Sowohl Pansori als auch Sanjo sind eng mit der Melodik und expressiven Artikulation verwandt. Ursprünglich nur in kleiner Besetzung praktiziert, erweiterte man im 20. Jhdt die Besetzung auf alle Instrumente der Volksmusik. Es bildeten sich Abläufe wie im Sanjo (langsam zu schnell), und ein steter Wechsel von Solo und Ensemble. Sinawi („harmonisches Chaos“) ist die Kunst, mit großer Achtsamkeit Tonlage und Melodie der anderen Spieler zu vermeiden und so einen echten vielschichtigen Kontrapunkt auf der Basis des gemeinsamen Rhythmus’ zu schaffen. Das Gu-eum-Sinawi unterscheidet sich vom rein instrumentalen Sinawi durch die Beteiligung eines Sängers, der ähnlich der ekstatischen Zungenrede textlos singt. An dieser Aufführung beteiligen sich alle vier Musiker dieses Konzerts.

 

 

Instrumente

 

Das Gayageum ist die 12-saitige bundlose koreanische Wölbbrettzither aus Pauwloniaholz (Blauglockenbaum) und ähnelt äußerlich sehr dem 13-saitigen japanischen Koto. Die dicken Seidensaiten sind über verschiebbare Stege gespannt und werden mit der rechten Hand gezupft, während die linke Hand jenseits der Stege den Ton durch Niederdrücken der Saite in teils heftige Bewegung versetzt – das für die koreanische Musik typische neung. Das Sanjo-Gayageum ist kleiner und gelenkiger zu spielen als das Hofmusik-Gayageum. Es ist seit dem 6. Jhdt bekannt und stammt aus dem kleinen Königreich Kaya (heutiges Gimhae und Busan im Süden der Halbinsel), das im Jahre 562 von Silla annektiert wurde.

 

Das Daegeum ist die große Bambusquerflöte koreanischer Musik, der Legende nach 618 erfunden, und zeichnet sich aus durch ein zusätzliches, von einer dünnen Membran überspanntes Loch zwischen Blas- und erstem Griffloch, das bei stärkerem Anblasen einen heulenden und schnarrenden Klang verursacht. Er läßt die Flöte der menschlichen Stimme ähneln. Die Rauhheit des Klangs ist Stilmittel praktisch aller Instrumente koreanischer Traditionen, insbesondere der des Volkes, und unterstützt dessen heftige Emotionalität ebenso wie die zarten Regungen der zurückhaltenden Musik der Aristokratie

 

Die sanduhrförmige Trommel Janggu, wie das Gayageum zumeist aus dem leichten Pauwloniaholz, liegt beim Sanjo vor dem auf dem Boden sitzenden Spieler und wird rechts mit einer dünnen Bambusgerte auf den Rand des Fells und links mit der flachen Hand geschlagen. Das Trommelfell ist auf einen größeren Reif gebunden, der mit Schnüren auf den Korpus gespannt wird, was der rechten Hand mehrere Anschlagstellen bietet.

Die Faßtrommel Buk beim Pansori heißt „Soribuk“ und wird mit einem dicken Schlegel in der rechten Hand aufs Trommelfell oder auf den Korpus geschlagen, während die flache linke Hand einen dumpfen Schlag auf die andere Seite ausführt. Das Fell ist beidseitig mit starken Nieten auf den zylindrischen Korpus genagelt. Mit seinen verschiedenen Anschlagsweisen und Kombinationen agiert sie als ausdrucksstarkes „Begleitorchester“ beim Pansori.

Beide Trommeln findet man in anderen Formen in der aristokratischen Musik und zum Umhängen in den Trommeltänzen der Bauernmusik.

 

 

Kleines Glossar:

Buk = Faßtrommel

daegeum [dä’gym] 대금 = große Bambusquerflöte

Gayageum [ga’ya’gym] 가야금 = 12-saitige bundlose Wölbbrettzither

Jangdan [dschang’dan] 장단 = Rhythmusmuster

Janggu [dschang’gu] 장구= Trommel in Form einer Sanduhr

Jeong-ak [dschong-ak] 정악 = „regelgerechte Musik“, Musik der Aristokratie und Gelehrten

Joseon [dschoh’sonn] 조선 -Dynastie, auch Yi [i] Dynastie = Koreanisches Königreich von 1392 bis 1897, worauf bis zur Besatzung der Japaner 1910 das Kaiserreich Korea folgte

Minsog-ak [min’sohg-ak] 민속악= Musik der normalen Leute

neung [nyng] = Starke periodische Veränderung der Tonhöhe des klingenden Tons

Pansori 판소리= „Gesang auf freier Fläche“, gesungener Roman, musikalische Vortragskunst mit einem Sänger und einem Trommler

Sanjo [san’dschoh] 산조= „zerstreute Melodien“, musikalische Kunstform auf der Basis von Volksmusik, für ein Melodie-Instrument und Trommler

Sinawi [sshi’na’uie] 시나위= „harmonisches Chaos“, Improvisationsmusik in schamanistischer Musiziertradition / Gu-eum [gu’ym] 구음Sinawi, dto., mit textlosem Gesang

Ssitgim Gut [sshikkim Gutt] 씻김굿: Schamanistische Totenzeremonie