Dienstag, 30.3.99 (u.31.3.)

FREMDE WELT DER KLÄNGE

- Korea schickt seine besten Spezialisten der traditionellen Musik nach Europa -

 

Selbst den meisten Koreanern klingt die traditionelle Musik ihres Volkes fremd und exotisch. Die in strenge Regeln gefaßte rauhe Schönheit musikalischer Formen wie Kagok (Gesang mit Ensemblebegleitung) oder die höfische Prozessionsmusik Sujech'ôn bewahren stets konfuzianische Contenance, aber das heftige Vibrato der Bambusflöte Taegum oder der plärrenden Oboe P'iri heben das Individuum hervor.

Die traditionelle Musik Koreas hat sich über viele hundert Jahre ihre Eigenart bewahrt und läßt sich kaum mit der zierlichen japanischen oder der lärmenden chinesischen Musik vergleichen. Während die kosmologisch inspirierte ernste Musik kontemplativ und extrem langsam ist, zeichnet sich die klanglich verwandte Volksmusik oft durch geradezu ungebärdige Wildheit aus.

Was die Seouler Bürger jeden Samstagnachmittag erleben können, wenn sich im großen Saal des Instituts für traditionelle Musik und Tanz im Arts Center der Vorhang hebt, einen Überblick über die alte Musik Koreas in authentischer, wissenschaftlich abgesicherter Aufführung, bietet sich heute und morgen auch den Berlinern im HdKW. Der Schwerpunkt des Programms liegt auf der prächtigen und noblen Hofmusik: Begleiteter Gesang im ersten, Instrumentalmusik und Tanz im zweiten Teil. Ohren auf für eine Welt des Klangs, hinter deren Fremdheit philosophische Erkenntnis lauert! (Haus der Kulturen der Welt, heute und morgen jew. 19 Uhr. Kartentel.: 216 90 52, Koreanischer Verein e.V.)

Matthias R.Entreß